Georg Philipp Telemann (1681-1767) war in allen Bereichen der Instrumentalmusik und der Vokalmusik höchst produktiv und galt seinen Zeitgenossen als moderner und besonders innovativer Komponist, der sich von Ideen und Impulsen der Aufklärung beflügeln ließ.
Die hier versammelten Aufsätze handeln von der noch wenig erforschten Vokalmusik Telemanns, unter besonderer Berücksichtigung derjenigen Gattung, die den größten Raum in ihr einnimmt, der kirchlichen Kantate. Die Kantate wird nach ihren Formen, Funktionen und Traditionen befragt, die ihr zugrundeliegende Dichtung wird unter literatur- und ideengeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht. Darüber hinaus kommen verwandte Gattungen wie die weltliche Kantate, das Oratorium und die Oden- und Liedkomposition zur Sprache.
Ein übergreifendes Interesse gilt den Einflüssen der Aufklärung und ihrer Ästhetik auf die Vokalmusik Telemanns, wobei sich der Begriff der „Klangrede“, wie er von Telemanns Zeitgenossen Johann Mattheson geprägt wurde, als besonders fruchtbar erweist. Daß sich die Musik an Sinngliederung, Sprachmelos und Bildlichkeit der Rede orientiert und daß sie im Durchgang durch diese rhetorische Ausrichtung ihre besondere Autonomie in Konstruktion und Ausdruck gewinnt, ist für die Musikästhetik der Aufklärung ein zentraler Gedanke, der in der Musik Telemanns deutlich hervortritt.