Boëly gilt als einer der bedeutendsten französischen Orgelkomponisten der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Der Organist von Saint-Germain l`Auxerrois war ein ausgezeichneter und feinfühliger
Musiker: seine Kompositionen zeichnen sich v. a. durch eine für die Zeit untypische, klassische Strenge
aus. Boëly kann als eine Art Gegenpol zu der populären Richtung um Lefébure-Wely betrachtet werden.
Dass er in seinen Werken bei aller Strenge und bei allem Bemühen um eine Wiederbelebung des
kontrapunktischen Stils nicht auf romantische Klanglichkeit verzichtete, zeigt u. a. die Tatsache, dass
Saint-Saëns sich sehr für Boëlys Werk einsetzte und 1902 eine umfangreiche Sammlung seiner
Kompositionen herausgab.
Nun endlich liegt der mit Spannung erwartete sechste Band der Gesamtausgabe der
Orgelwerke von Alexandre Boëly vor. Die stattliche Ausgabe enthält – teils erstmals wieder
greifbare – Orgeltranskriptionen eigener Werke, u.a. die bekannte Toccata h-Moll. Die
Gegenüberstellung von Original und Bearbeitung sowie zahlreiche Faksimiles erlauben nicht
nur einen Einblick in die kompositorische Werkstatt Boëlys, sondern machen diese
verdienstvolle Ausgabe auch unter bibliophilen Aspekten zu einem echten Genuss für Freunde
der frühromantischen französischen Orgelmusik.
Jeder Band verfügt über einen sehr ausführlichen Begleitapparat
(Werkeinführung, Zeitgenössische Registrierpraxis, Abhandlung „Boëly und die Orgel“, Faksimiles etc.).